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Jahr: 2018
Flyer Salmünster 2017
Einladungen zu früheren Tagungen des AK“Naturwissenschaft und Glaube“
Teilhard-Zitate
Das Religionsprinzip des Kosmos
Das Religionsprinzip des KosmosDie Evolutionstheorie und das Handeln Gottesvon Gerd Weckwerth Nach einem von der NASA gerade vorlegte Resultat von Messungen des Satelliten WMAP ist das Weltall 13,7 Mrd Jahre alt. Spektakulär daran sind vor allem der neue Weg, auf dem dieses Resultat gewonnen wurde und die dabei erzielte Bestätigung unseres heute auf Urknall, Naturgesetzen und Evolution basierenden Weltbilds. Grundlage hierfür bildet die kosmische Mikrowellenstrahlung, die 1965 bei der Untersuchung von Störgeräuschen eines neuen Radioempfangssystems entdeckt und sehr bald mit dem vorhergesagten Nachglühen des Urknalls identifiziert wurde. Als deren erste genaue Vermessung mit dem Satelliten COBE Anfang der 90er Jahre zunächst keine räumlichen Strukturen erkennen ließen, aus denen sich die heutige Materiverteilung des Kosmos hätte entwickeln können, kamen zwar noch einmal Zweifel über deren Interpretation auf. Wenn die heute 40-fach feineren Messungen neben der Auflösung solcher Strukturen zusätzlich eine neue unabhängige Altersbestimmung des Kosmos ermöglichen und das Resultat sogar weitgehend verträglich ist mit der am anderen Ende der dynamischen Entwicklung gemessenen Hubble-Konstante, wird dadurch die mit der Hintergrundstrahlung verbundene Bestätigung des Urknallmodells noch einmal verstärkt. Gerade diese langen Zeitskalen, in denen sich allein auf der Basis der Naturgesetze der heutige Kosmos entwickelt haben soll, waren für den biblischen Schöpfungsglauben eine ernsthafte Probe. Auch wenn durch die moderne Exegese frühere Widersprüche entschärft wurden, bleibt bei vielen Gläubigen eine Distanzierung zu heutigen naturwissenschaftlichen Weltmodellen und Skepsis gegenüber den darin verwendeten Methoden. Richtig ist, dass die Naturwissenschaften kaum geeignet sind, Glaubensinhalte zu untersuchen. Sie können aber sehr erfolgreich die körperlichen Organe erforschen, mit denen diese Inhalte wahrgenommen werden. Die Fähigkeit des Menschen zu glauben und seinen Glauben zum Ausgangspunkt seines Handelns zu machen, basiert vor allem auf seinem Gehirn. Eine auch für den Schöpfungsglauben wichtige Frage ist daher, wie und unter welchen Voraussetzungen die für religiöses Erkennen und Handeln unabdingbare Leistungsfähigkeit des Gehirns entstehen konnte. Der klassische Schöpfungsglauben nimmt Gehirne nicht als evolutiv entwickelt, sondern als direkt vom Schöpfer geschenkte Werkzeuge an. Schöpfung erfuhr der Mensch vor allem dadurch, dass die ihn umgebende Welt ihn zum Leben befähigt. Das Auffinden geeigneter Nahrung und die Erfüllung der Lebensbedürfnisse in Umwelt (Licht, Wärme, Luft) und Lebensumfeld (Eltern, Freunde) war nur durch einen liebenden Schöpfer erklärbar. Die Schöpfungserzählungen waren Bilder dafür, wie Gott Mangel beseitigt hat, und beschrieben damit dessen Macht, Liebe und ordnenden Fähigkeiten. Symbol und sichtbares Zeichen für göttliche Ordnung waren die Abläufe am Himmel, die mit Tag und Nacht, sowie den Jahreszeiten ebenfalls als für den Menschen gemacht, empfunden wurden Um sich nicht selbst zu gefährden, war es Aufgabe des Menschen, sich dieser Ordnung anzupassen. Die auf den Menschen ausgerichtete Schöpfung (klassisches anthropisches Prinzip) war entscheidende religiöse Grunderfahrung aller Kulturen. Zwar wurde sie durch menschliche Eigenleistungen wie den Bau von Häusern, Städten und daraus resultierende Gesellschaftsordnungen in den Hintergrund gedrängt. Durch Naturkatastrophen, Krankheiten und Tod sah sich der Mensch aber immer wieder an göttliche Macht gebunden. Die Chance für eine grundsätzliche Abwendung von dieser Gottesvorstellung entstand erst, als die Naturwissenschaft mit der Evolutionstheorie eine zuvor nicht denkbare, andere Erklärung für die Schöpfungserfahrung lieferte: Nicht die den Menschen umgebende Welt wurde vom Schöpfer nach den Bedürfnissen des Menschen zugeschnitten, sondern im Rahmen der Evolution wurde der Mensch den Bedingungen der Umwelt angepasst. Unabhängig von der Richtigkeit war dieses neue Denkmodell für viele Anlass, die Schöpfungsvorstellung als den historischen Irrtum eines Wesens zu betrachten, das dazu neigt, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und alles andere als für ihn und zu seinem Nutzen geschaffen anzusehen. Sind damit alle Formen von Religion nur Produkt dieser anthropozentrischen Wunschvorstellungen? Wird der Mensch im Evolutionsmodell zum Produkt einer willen- und ziellosen Natur? Um dem nicht zustimmen zu müssen, glauben Kreationisten bis heute an Fehler in Teilen der Evolutionstheorie, die von den Naturwissenschaften lange schon akzeptiert sind. Wie aber muss ein Schöpfungsglaube aussehen, der diesen Erkenntnissen Rechnung trägt, der eine sich entwickelnde Natur nicht als konkurrierende Alternative, sondern als wichtigen Teil des Schöpfungsplanes sieht? Das anthropische Prinzip der modernen Physik Grund dafür, dass schwerere Elemente wie Kohlenstoff und Sauerstoff in der Frühphase noch nicht entstehen, ist die hohe Stabilität des Heliumkerns. Die Verbindung zweier Heliumkerne ist instabil und zerfällt umgehend zurück in Heliumkerne. Erst die Verbindung dreier Heliumkerne (Tripel-Alpha Prozess) ist wieder stabil und führt zu dem für das Leben entscheidenden Element Kohlenstoff. Dem Astrophysiker Fred Hoyle war 1954 aufgefallen, dass die Wahrscheinlichkeit für die Verbindung von drei Heliumkernen auch bei den hohen Dichten in roten Riesensternen bei weitem zu klein ist, um den heutigen Anteil schwererer Elemente im interstellaren Medium zu erzeugen. Hoyle forderte daher, dass der beim Tripel-Alpha Prozess entstehende Kohlenstoffkern auf ein bestehendes Anregungsniveau trifft. In diesem Fall kommt es zu so genannten Resonanzwirkungs-querschnitten mit bis zu millionenfach erhöhten Einfangwahrscheinlichkeiten. Spätere Nachmessungen an Beschleunigern ergaben, dass dieser unwahrscheinliche Fall beim Tripel-Alpha Prozess wirklich auftritt. Unter anderem steht in diesem Kosmos nur deswegen eine ausreichende Menge an fester Materie für Bildung von Planeten wie der Erde zur Verfügung. Die von Hoyle zu dieser Vorhersage benutzte Argumentationslinie ist der Glauben an eine lückenlose kosmische Evolution, ausgehend von einer hochenergetischen Urknallphase. Entscheidend für eine solche Vorhersage ist, dass die sonst relevanten Faktoren, auf die sich die Vorhersage bezieht, bekannt sind und nichts außerhalb naturgesetzl. erklärbarer Prozesse geschieht. Angeregt durch den Erfolg der Hoyleschen Vorhersage formulierte 1961 der amerik. Physiker Robert H. Dicke für das Universum als so genanntes anthropisches Prinzip wie folgt: „Weil es in diesem Universum Beobachter gibt, muss das Universum Eigenschaften besitzen, die die Existenz dieser Beobachter zulassen“ Um zu verdeutlichen, dass man mit diesem Prinzip nicht nur vom Menschen zurückschließen kann, wird statt dessen vom Beobachter gesprochen und damit von der reflektierenden Fähigkeit, die in jedem Fall Voraussetzung dafür ist, dass ein solches Prinzip erkannt und angewendet wird. Die Idee dieses Prinzips ist es, die Produkte der kosmischen Evolution bis hin zum Menschen zu nutzen, um rückwirkend spezifisch nötige Entwicklungsvorgänge und Voraussetzungen abzuleiten. Gelingen können solche Ableitungen am ehesten an Verdichtungsstellen der Evolution. Das sind zum Teil noch ungeklärte, für den weiteren Fortgang aber nötige Entwicklungsschritte, die nur an Orten mit besonderen Bedingungen stattfinden. Dazu gehört der Urknall selbst, aber auch Sternexplosionen wie die sogenannten Supernovae, ohne die im Sterninnern erzeugten schweren Elemente nie in den freien Kosmos kämen. Notwendig zur Existenz des Menschen, war die Bildung des mit geeigneten Eigenschaften ausgerüsteten Planeten Erde und die spezifischen Bedingungen, bei denen erstmals komplexe Moleküle des Lebens entstehen konnten. Diese auch als Flaschenhälse der Evolution bezeichneten Schritte ermöglichten danach jeweils neuen Formen der Entwicklung unter bis dahin nicht relevanten Gesetzmäßigkeiten, wie zum Beispiel die der Biologie nach dem Auftreten ersten Lebens. Evolution ist kein Zufall Viele der für die Entwicklung von Beobachtern nötigen lokalen Bedingungen lassen sich zwar sehr exakt in ihren Grenzen angeben (Abstand von der Sonne, Größe des Planeten, Art der Atmosphäre). Weitgehend unbekannt ist aber, wie häufig Planeten mit diesen für das Leben spezifischen Bedingungen vorkommen. Die Verwunderung darüber, dass es überhaupt einen geeigneten Planeten wie die Erde gibt, hält sich angesichts der riesigen Zahl von Sternsystemen im Kosmos aber in Grenzen. Insgesamt wurde die Relevanz von bis zu hundert solcher Bedingungen globaler und lokaler Natur festgestellt und abgeschätzt, ab welcher Differenz von den realisierten Bedingungen die Entwicklung intelligenter Beobachter bereits verhindert wäre. In der Summe zeigte sich, dass zur Ermöglichung der kosmischen Evolution bis zum menschlichen Beobachter neben der großen Zahl unterschiedlicher Sternsysteme zahlreiche naturgesetzliche Bedingungen und kosmische Parameter (u.a. Alter, Größe, Dichte) mit hoher Präzision genau so sein müssen, wie sie kosmosweit seit dem Urknall realisiert sind. Auch wenn wir bis heute nicht wissen, warum Naturgesetze in unserem Kosmos bestimmte Formen und Größen haben, muss die hohe Übereinstimmung mit den sehr restriktiven Notwendigkeiten der Evolution eine Ursache haben. Ein dafür nötiger Zufall wäre in jedem Fall viel zu groß, um aus wissenschaftlicher Sicht als Erklärung akzeptabel zu sein. Es verbleiben somit im wesentlichen nur zwei andere mögliche Erklärungen. Mit einer ähnlichen Überlegung wie auf der lokalen Ebene für die Erde versucht die Vielweltentheorie die Eignung unseres Kosmos für die Entwicklung von Beobachtern zu erklären. Sie nimmt dazu an, dass es viele Universen mit verschiedensten Naturgesetzen und Parametern gibt. Unter einer riesigen Zahl von Kosmen wäre auch der unsrige mit seinen für die Entstehung von Leben exakt abgestimmten naturgesetzlichen Bedingungen. Quantenmechanik und Relativitätstheorie lassen solche Parallelwelten und Kosmen mit anderen Naturgesetzen zumindest denkbar erscheinen. Der „intelligente“ Aufbau unserer Welt mit ihren unglaublichen Entwicklungsmöglichkeiten wird heute zwar ohne die frühere Annahme äußerer Eingriffe durch die Eignung der Naturgesetze erklärt. Um so mehr ist aber für deren einmaliges Design eine äußere Intelligenz von Nöten. Diese könnte mit der kreativen Ur-Intelligenz identifiziert werden, wie sie Religionen dem Schöpfer zuschreiben. Beide Annahmen könnten natürlich auch gemeinsam zutreffen: Sie eignen sich aber nicht als letzte Erklärung, da man auch nach der Ursache vieler Welten oder einer Ur-Intelligenz fragen könnte. Vereinbar mit dem christlichen Schöpfungsglauben? Andererseits bringt das Urknallmodell und die folgende kosmische Evolution für den Schöpfungsglauben eine Reihe von Schwierigkeiten. Dazu gehört vor allem, dass sich der Kosmos danach eher als vollautomatische Evolutionsmaschine darstellt, basierend auf den als konstant angenommenen Naturgesetzen. Einmal initiiert und angestoßen, läuft sie ohne Hilfe und Korrekturen ihres Schöpfers möglicherweise ohne Sinn und Zweck weiter. Diese Idee entspricht eher dem philosophischen Modell des Deismus, der sich darin jedoch zentral vom Gottesglauben nicht nur des Christentums unterscheidet, bei dem immer von einem zugunsten des Menschen in die Geschichte eingreifenden Gott ausgegangen wird. Welche Chance könnte ein solches Gottesbild im Rahmen einer kosmischen Evolution noch haben, in der nichts außerhalb naturgesetzlicher Prozesse abläuft? Um eine solche Frage beantworten zu können, muss man sich zunächst darüber klar werden, dass die Naturgesetze in einem modernen Schöpfungsglauben nicht eine Konkurrenz zu göttlichem Handeln darstellen, sondern den ursprünglichsten Teil des Kosmos und damit am ehesten das Schöpfungshandeln Gottes repräsentieren. Dieses Handeln ist jedoch geschichtslos, hat keinen Bezug zu einer historischen Situation, in der sich Menschen befinden. Der Mensch kann sich zwar darauf verlassen, dass sich Naturgesetze nicht plötzlich verändern, und erst damit wird ihm kontrolliertes, eigenverantwortliches Handeln ermöglicht. Aber gerade durch die unbarmherzige Gültigkeit der Naturgesetze wird die Not (zum Beispiel eines kranken Menschen) gnadenlos fortgesetzt. Notsituationen werden in der Tierwelt ausschließlich triebgesteuert bewältigt, das heißt im Rahmen von Verhaltensprogrammen, die innerhalb der biologischen Evolution aufgebaut wurden. Mit dem besonderen Empfinden einer persönlichen Notlage kommt beim Menschen jedoch eine kreative Form der Bewältigung hinzu. Er kann selbst neue Wege aus einer Notsituation entwickeln und in besonderer Weise erfahren, wie ihm geholfen wird. Religiöse Fürbitt- und Dankgebete sind Ausdruck dieses nur dem Menschen zuteil gewordenen Vermögens, Hilfe zu geben und zu erfahren. Im Rahmen der Religionen erhält dieses Talent des Menschen eine göttliche Dimension. Das wird deutlich nicht nur an Aussagen wie „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, sondern vor allem am persönlichen Empfinden, selbst ein Werkzeug Gottes zu sein. Im Christentum wird das unter anderem in der Lehre des Thomas von Aquin über ein von Gott bestimmtes, zweitursächliches menschliches Handeln ausgedrückt. Ohne heutige naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu verletzen, kann man annehmen, dass die mit den Gehirnen der Geschöpfe entstandene Fähigkeit zur Religion diese Geschöpfe in die Lage versetzt, göttlichen Geist in diesem Kosmos umzusetzen. Göttliches Wirken über seine in der Zeit agierenden Geschöpfe wird möglich und zwar gerade, weil sie in freier persönlicher Entscheidung dieser Geschöpfe geschieht. Das mit dem Menschen in der Evolution erstmals auftretende Phänomen eines homo religiosus lässt sich im Bezug auf dazu nötige Voraussetzungen auch naturwissenschaftlich untersuchen. Ein wichtiger Beitrag zu einem modernen Schöpfungsglauben wäre es daher festzustellen, wie weit die Naturgesetze speziell auf das Auftreten von Religion zugeschnitten sind. Entsprechende Indizien würden zumindest den Glauben stärken, dass der Mensch vom Schöpfer in dieser Weise gewollt ist. Sofern damit das Potenzial eines göttlichen Handelns mit Hilfe des Menschen gelegt wurde, wäre es auch der entscheidende Schritt über den Deismus hinaus. Ein solches Bild von Gott wäre nicht das des untätigen Impulsgebers, sondern würde ihn spätestens mit dem Auftreten des Menschen oder eines vergleichbaren religionsbefähigten Wesens zu einem auch historischen Handeln befähigen. wie es im Rahmen der Religionen angenommen wird. Das anthropischen Prinzip mit seinem Glauben an eine lückenlose Evolution würde erst mit dieser zusätzlichen Annahme über einen so gewollten Menschen auch mit dem christlichen Schöpfungsglauben vereinbar. Die Untersuchung der naturgesetzlichen und kosmischen Voraussetzungen im Hinblick auf ein solches Religionsprinzip, lassen sich als Teilgebiet des anthropischen Prinzips betrachten, wenn auch eines Teiles, der in den bisherigen Untersuchungen noch nahezu keine Beachtung gefunden hat. In welche Richtung könnte eine geeignete naturwissenschaftl. Erschließung der Entstehung menschlicher Religionsfähigkeit gehen? Ungewiss bleibt in jedem Fall, ob es jemals zu einer überprüfbaren Vorhersage des Entstehungsprozesses, zum Beispiel bei der Erforschung des spezifischen Ablaufs der Hominisation, kommen wird. Wichtig ist aber die Feststellung, dass die Unterstützung des Schöpfungsglaubens hier nicht in der Suche nach Lücken in der Evolution, sondern gerade im prognostisch nutzbaren Schließen des naturgesetzl. Ablaufs solcher vermeintlichen Lücken liegt. Kosmische Voraussetzungen von Religion Zur Religionsfähigkeit gehört zusätzlich die Handlungsfreiheit intelligenter Individuen, die nur in einem offenen System denkbar ist, in dem Handlungen nicht vollständig materiell determiniert sind. Diskutiert wird zum Beispiel, ob nicht erst das Angebot sich überlagernder Möglichkeiten im Bereich der Heisenbergschen Unschärfe die Einflussnahme geistiger Prozesse gegenüber einer rein materiell determinierten Welt ermöglicht. Daneben könnte für die individuelle Handlungsfreiheit auch individuelle Differenzierung nötig sein, wie sie unter anderem durch den Zufallsanteil in der Vererbung entsteht. Denkbar ist, dass eine Schöpfung, in der selbstverantwortliche Geschöpfe entstehen sollen, gar nicht ohne vergleichbare Größe und Komplexität des Kosmos sowie Dauer und Zufälligkeit eines Evolutionsprozesses, wie der, der unser Universum geformt hat, auskommen kann. Religion ist ein auf der Erde auf Personen ausgerichtetes Phänomen. Basis der personalen Struktur des Menschen ist ein mit der Evolution individuell im Großhirn ausgebildeter innerer Kosmos aus gespeicherten Bildern und unabhängig ablaufenden Gedankenmustern. Da intelligente Beobachter auch ohne individuelle Personen, sexuelle Fortpflanzung und soziale Kontakte denkbar sind, wäre zu untersuchen, warum sie im Fall des Menschen mit diesen gerade für die Ausbildung von Religion wichtigen Eigenschaften entstanden sind. Im Christentum und einigen anderen Religionen gelten Glauben, Hoffnung und Liebe als besonders hohe Werte religiösen Handelns. Alle drei Aspekte leben davon, dass zwar viele Informationen erst den Anlass zu ihrer Ausprägung geben, aber einige weitergehende Informationen grundsätzlich nicht vorhanden sein dürfen: Leicht einsichtig ist dieses beim Aspekt Hoffnung. Wäre die Zukunft bereits bekannt, könnte das spezifische Gefühl der Hoffnung nicht aufkommen. Damit dieser Teil der Religionsfähigkeit nicht gefährdet oder zu einem vorübergehenden Phänomen wird, sollte jede Art von direktem Einblick in eine erst später realisierte Zukunft grundsätzlich unmöglich sein. In ähnlicher Weise gilt das für das Phänomen Liebe. Es bedarf zunächst individueller Personen und gegenseitiger Informationen, die Partner zur Liebe zu motivieren. Auch wenn der Wunsch nach umfassender Information der Liebe entspringt, sind Menschen so strukturiert, dass eine vollständige Kenntnis des Partners trotz dauerhafter Anstrengung niemals möglich ist. Um diese transzendentale Spannung des Phänomens Liebe dauerhaft zu erhalten, wäre es nötig, dass auch Psychologie und Neurologie stets letzte Geheimnisse verborgen bleiben und die aus der Science-Fiction-Literatur bekannten Ideen vollständiger Telepathie und Gehirnverschmelzung sich niemals realisieren lassen. Eine besondere kosmische Dimension steckt im strukturell nötigen Informationsdefizit des Glaubens. Wäre uns der Schöpfer bekannt, gäbe es nichts zu glauben. Die transzendentale Spannung scheint aber schon darin zu liegen, dass seine Existenz nicht beweisbar ist. Die Einschätzung der Schöpfung, der Mitgeschöpfe und auch eigener Taten wird dadurch freier und von Verantwortung geprägt und Bedarf einer immer wieder neuen Ausrichtung am individuellen und aktuell gelebten Glauben. Ähnlich wie bei den beiden anderen Aspekten gehört auch die Suche nach Beweisen oder Zeichen des Schöpfers als Teil dieser transzendentalen Spannung dazu. Eine typische Frage in Rahmen eines Religionsprinzips wäre: Wie muss ein Kosmos aussehen, der so angelegt ist, dass die Existenz des Schöpfers für entstehende Geschöpfe nicht beweisbar bleibt? Obwohl diese Frage sehr spekulativ ist, scheinen einige Konsequenzen einsichtig zu sein: So darf der Anfang des Kosmos keine eindeutig auf den Schöpfer zurückführbare Eigenarten besitzen und es dürfen keine später beweisbaren, direkten Eingriffe des Schöpfers in den kosmischen Evolutionsprozess erfolgen. Alles Entstehende muss sich auf naturgesetzlicher Basis bilden und naturwissenschaftliche Erkenntnisse müssen immer auch areligiöse Erklärungsmuster zulassen, wie zum Beispiel die Vielweltentheorie. Selbst der Glaube als eine indirekt, über Geschöpfe vermittelte Form göttlichen Eingriffs in das Weltgeschehen darf keine Beweise für die Existenz des Schöpfers liefern. Das dem so ist, ergibt sich unter anderem aus der Feuerbachschen Projektionshypothese für den Glauben als Summe allein vom Menschen ausgehender Wunschträume ohne realen Hintergrund. Auswirkungen auf den christlichen Schöpfungsglauben Es hilft daher, sich auf die Grundannahmen des christlichen Schöpfungsglaubens zu besinnen und zu versuchen, sich diese so glaubwürdig wie möglich in Rahmen des heutigen Weltbilds verständlich zu machen. Auf das Nötigste verkürzt lauten sie: Ein Schöpfer hat mich gewollt und sorgt für mich. Im Rahmen des vorgestellten Religionsprinzips könnte man diese Aussagen konkretisieren in der Form: Ein Schöpfer hat mich als religionsbefähigtes Wesen gewollt, mir mit dieser Fähigkeit Nähe und Zugang zu seinem Geist verschafft und mir dadurch ermöglicht, sowohl Werkzeug seines Schutzes zu werden, als diesen auch selbst zu erfahren. Da die Entstehung von Religionsbefähigung sich nicht auf dem Weg des klassischen Determinismus, sondern, wenn überhaupt, nur im Rahmen eines von Zufälligkeiten und Freiheiten bestimmten Entwicklung erklären lässt, entschärft eine derart reduzierte Schöpfungsannahme das Theodizeeproblem. Sie ermöglicht zugleich aber auch eine von Urzeiten vorgesehenen Weg der Menschwerdung des Göttlichen, wie sie in der christlichen Botschaft für Jesus Christus verkündet wird.
weiterführende Literatur
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Schöpfungswand2018
Thema: NATUR ERLEBEN – NATUR SCHÜTZEN
Rund 20 Teilnehmer erlebten sonnigen Wandertag
Nachdem wir in den letzten Jahren die drei anderen Heideportale besucht haben, war in diesem Jahr das 4. Heideportal auf der Burg Wissem in Troisdorf und die südl. Wahnheide unser Ziel. Nach einem kurzen Marsch zum ausgemachten Treffpunkt brachte uns ein alter Schweizer Postbus nach einer Fahrt mitten durch die Wahnheide über Altenrath nach Troisdorf. Auf der Burg Wissem konnten wir dann die für das Fest zum 1. Mai aufgebauten Stände und zwei aus diesem Anlass gratis zugängliche Museen besichtigen. Nach dem Mittagessen im Quattro Passi ging es durch den Park der Sinne vorbei am Schützenhaus bis zur Eremitage, den Resten eines vor ~200 Jahr vom Erzbistum Köln aufgehoben und abgerissenen Klosters. Den Abschluss bildete eine kurze Andacht in der evang. Kirche unweit des im Umbau befindlichen Bahnhofs, von wo es mit ÖPNV zurück zur Endhaltestelle der Linie 9 ging.
Teilhard-Texte zur Schöpfung
Hymne an die Materie Gesegnet seist du, herbe Materie, gewaltätiges Meer, unzähmbare Leidenschaft, du, die du uns verschlingst, wenn wir dich nicht anketten. Gesegnet seist du, machtvolle Materie, unwiderstehliche Evolution, immer neugeborene Wirklichkeit, du, die du in jedem Augenblick unsere Rahmen sprengst, uns zwingst, die Wahrheit immer weiter zu verfolgen. Gesegnet seist du, universelle Materie, grenzenlose Dauer, uferloser Äther – dreifacher Abgrund der Sterne, der Atome und der Generationen – du, die du, unsere engen Maße überflutend und auflösend, uns die Dimension Gottes offenbarst. Gesgnet seist du, undurchdringliche Materie, du, die du, überall zwischen unsere Seelen und die Welt der Wesenheiten gespannt, uns vor Verlangen schmachten läßt, den nahtlosen Schleier der Phänomene zu durchstoßen. Gesegnet seist du, tödliche Materie, du, die du uns, eines Tages in uns zerfallend, mit Gewalt in das Herz selbst dessen einführen wirdt, was ist. Ohne dich Materie, ohne deine Angriffe, ohne dein Herausreißen würden wir träge, stillstehend, kindisch, unwissend um uns selbst und um Gott dahinleben. Du schägst und du verbindest – du widerstehst und du beugst dich – du stürzest um und du baust auf – du verkettest und du befreist. Saft unserer Seelen, Hand Gottes, Fleisch Christi, Materie ich segne dich. Ich grüße dich, nicht so, wie dich die hohen Herren der Wissenschaft und die Tugendprediger verkürzt oder entstellt beschreiben. Eine Zusammenhäufung, so sagen sie, brutaler Kräfte oder niedriger Neigungen – sondern so, wie du uns heute erscheinst, in deiner Totalität und in deiner Wahrheit. Ich grüße dich, unerschöpfliche Fähigkeit des Seins und der Transformation, in der die erwählte Substanz keimt und wächst. Ich grüße dich, universelle Potenz der Annäherung und Vereinigung, durch die sich die Menge der Monaden verbindet und in der sie alle auf der Strasse des Geistes konvergieren. Ich grüße dich, mit schöpferischer Kraft geladenes, göttliches Milieu, vom Geist bewegter Ozean, von dem inkarnierten Wort gekneteter und beseelter Ton. – In dem Glauben, deinem unwiderstehlichen Ruf zu gehorchen, stürzen sich die Menschen häufig aus Liebe zu dir in den äußeren Abgrund egoistischen Genießens. – Ein Widerschein täuscht sie, oder ein Echo. Das sehe ich jetzt. Um dich Materie, zu erreichen, müssen wir im Ausgang von einem universellen Kontakt mit allem, das sich hier unten regt, nach und nach spüren, wie zwischen unseren Händen die besonderen Formen von all dem, was wir halten, verschwinden, bis wir nur noch im Ringen mit der einzigen Wesenheit aller Konsistenzen und aller Vereinigungen bleiben. Wir müssen, wenn wir dich haben wollen, dich im Schmerz sublimieren, nachdem wir dich wolllüstig in unsere Arme genommen haben. Du herschest, Materie, in den erhabenen Höhen, wo die Heiligen glauben, dir auszuweichen – so durchsichtiges und so bewegliches Fleisch, dass wir dich nicht mehr von einem Geist unterscheiden. Trage mich dorthin empor, Materie, durch das Bemühen, die Trennung und den Tod – trage mich dorthin, wo es endlich möglich sein wird, das Universum keusch zu umarmen. Aus Lobgesang des Alls (1919)Die Messe über die Welt (geschrieben auf einer wissenschaftlichen Expedition in der Wüste Ordos, 1923) 1. Die Opferung (Anfang) Herr, da ich wieder einmal nicht in den Wälder der Aisne, sondern in der Steppe Asiens, weder Brot noch Wein, noch Altar habe, will ich mich über die Symbole bis zur reinen Majestät des Wirklichen erheben und Dir, als Dein Priester, auf dem Altar der ganzen Erde die Arbeit und die Mühsal der Welt darbringen. Die Sonne erhellt gerade dort hinten den äussersten Zipfel der ersten Aufgangs. Wieder einmal erwacht in dem sich bewegenden Feld ihrer Lichter die lebende Oberfläche der Erde, sie erzittern und beginnt ihre erschreckende Mühe. Ich lege auf meine Patene, mein Gott, die erwartete Ernte dieses neuen Bemühens. Ich gieße in meinen Kelch den Saft all der Früchte, die heute zermalmt werden. Meine Kelch und meine Patene sind die Tiefen einer Seele, die allen Kräften weit geöffnet ist, die in einem Augenblick sich von allen Punkten des Erdballs erheben und zum Geist konvergieren werden. – Kommt also zu mir, Erinnerung und mystische Gegenwart derer, die das Licht zu einem neuen Tag erweckt!——— (Ende von 1.) Empfange Herr diese totale Hostie, die die von deiner Anziehung bewegte Schöpfung Dir im neuen Sonnenaufgang darbietet. Dieses Brot unseres Mühens, ist aus sich selbst, ich weiß es, nur ein unermeßlicher Zerfall. Dieser Wein, unser Schmerz, ist erst, leider, nur ein auflösender Trank. Doch in der Tiefe dieser unförmigen Masse hast Du – dessen bin ich mir sicher, weil ich es fühle – ein unwiderstehliches und heiligendes Verlangen gelegt, das uns alle, vom Ungläubigen bis zum Gläubigen, schreien läßt: „Herr mache uns eins“ Weil Du, mein Gott, mir mangels des spirituellen Eifers und der sublimen Reinheit Deiner Heiligen eine unwiderstehliche Zuneigung zu allem gegeben hast, was sich in der dunklen Materie bewegt – weil ich unheilbar in mir stärker als ein Kind des Himmels einen Sohn der Erde erkenne -, werde ich heute morgen in Gedanken zu den hohen Orten emposteigen, beladen mit der Hoffnung und dem Elend meiner Mutter; und dort – in der Kraft eines Priestertums, das du allein, so glaube ich, mir gegeben hast – werde ich auf alles, was im menschlichen Fleisch sich unter der aufgehenden Sonne zu entstehen oder zu vergehen anschickt, das Feuer herabrufen. „Hymne an das ewig Weibliche“ von Teilhard de Chardin Wenn ein Mann eine Frau liebt, hat er zunächst die Vorstellung, er wende sich einem Einzelwesen zu, wie er selbst eines ist, einem Wesen, das er umgreift, so gut er es vermag, und das er frei sich zugesellt. Wer mich gefunden hat, steht am Eingang aller Dinge. (…) ich bin der Zauber der universellen Gegenwart und ihr vielgesichtiges Lächeln. |