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Evolution der Liebe und die Ursache des Leids

Was ist Evolution?     aus   Der Mensch im Kosmos 1939

Die Evolution sollte nichts als eine Theorie, ein System, eine Hypothese sein? Keineswegs! Sie ist viel mehr! Sie ist die allgemeine Bedingung, der künftig alle Theorien, alle Hypothesen,      alle Systeme entsprechen und gerecht werden müssen, sofern sie denkbar und richtig sein wollen. Ein Licht, das alle Tatsachen erleuchtet, eine Kurve, der alle Linien folgen müssen, das ist Evolution.

Zur Kosmogenese des Lebens  aus Die Vielheit der bewohnten Welten 1953

Nach allem, was wir heute über die Zahl der Welten und ihre innere Evolution wissen, ist die Idee eines einzigen hominisierten Planeten innerhalb des Universums faktisch bereits fast ebenso undenkbar geworden, wie die eines ohne genetische Beziehung zu den übrigen Lebewesen der Erde auftretenden Menschen.

Die Schwelle des Lebens     aus   Der Mensch im Kosmos 1939  S.60

Genauso wie der Mensch nach Ansicht der Paläontologen anatomisch mit der Masse der ihm vorausgehenden Säugetiere verschmilzt, so ertrinkt die Zelle qualitativ und quantitativ in der Welt der chemischen Gebilde, wenn man sie in absteigender Richtung verfolgt.
Unmittelbar nach rückwärts verlängert, konvergiert sie sichtbar mit dem Molekül.

Evolution des Erkennens     aus Der Mensch im Kosmos 1939

Man muss nicht unbedingt ein Mensch sein, um die Dinge und die Kräfte um uns herum wahrzunehmen. Alle Tiere vermögen dies ebenso wie wir. Doch der Mensch allein nimmt in der Natur eine solche Stellung ein, dass die Konvergenz der Linien nicht nur von ihm gesehen wird, sondern auch strukturelle Bedeutung hat.

Kritischer Punkt  Auswahl aus dem Werk 1964

Wie der Dampf, der sich ohne Änderung der Temperatur in eine kochende Flüssigkeit verwandelt, folgt das Denken auf das unreflektierte Leben, in dem es durch einen Zustandwandel eine Schwelle überschreitet. Etwas Derartiges war gewiss seit der anfängl. Kondensierung des Vorlebens in unserer Welt nicht geschehen.

Leiden als Preis des Fortschritts    Die menschliche Energie, 1937

Die Welt ist auf unserer Stufe, wie sie sich in der Erfahrung zeigt, ein unermessliches Tasten, ein unermessliches Suchen, ein unermesslicher Angriff: sie kann ihren Fortschritt nur um den Preis vieler Mißerfolge und vieler Wunden erzielen. Die Leidenden,welcher Art ihre Leiden auch seien, sind der Ausdruck für diese herbe, aber edle Bedingtheit. Sie stellen keine nutzlosen oder geminderten Elemente dar. Sie zahlen lediglich für den Vormarsch und den Triumph aller. Sie sind auf dem Felde der Ehre Gefallene.

Universum des Leides Der Mensch im Kosmos, 1939

Ein Universum, dass sich einrollt, sagte ich – ein Universum, das sich verinnerlicht: aber eben damit auch ein Universum der Mühsal, ein Universum der Sünde, ein Universum des Leides…
Ordnung und Zentrierung: diese beiden eng miteinander zusammenhängenden Formveränderungen lassen sich, wie die Ersteigung einer Bergspitze, oder die Eroberung der Lüfte, nur dann richtig durchführen, wenn man sie teuer bezahlt; – wenn wir wüssten, aus welchen Gründen und nach welcher Taxe, so hätten wir das Geheimnis der Welt um uns durchdrungen.

Rückverfolgung unseres Seins Das göttliche Millieu 1926-1927

Alles Wahrnehmbare nährt sich kontinuierlich aus den zahllosen Energien der greifbaren Welt. Machen wir, es lohnt die Mühe, die heilsame Übung, die darin besteht, im Ausgang von den personalisiertesten  Bereichen unseres Bewusstseins die Verlängerung unseres Seins durch alle Bereiche hin zu verfolgen. Wir werden aufs höchste erstaunt sein, wenn wir die Ausdehnung und die Innigkeit unserer Beziehungen zum Kosmos feststellen

Evolution hat eine Richtung Der Mensch im Kosmos  1939

Unter den zahllosen Abwandlungen, in die sich das komplexer werdende Leben zerteilt, hebt sich die Differenzierung der Nervenzellen als eine bezeichnende Umformung ab – wie die Theorie es vorraussehen lies. Sie gibt eine Richtung – und beweist dadurch, dass die Evolution eine Richtung hat. Von außem gesehen zeigt die Naturgeschichte der lebenden Wesen, sofern sie in ihrer Totalität betrachtet wird, und jeder Zweig von Anfang bis Ende, die stufenweise Ausbildung eines unermesslichen Systems von Nerven; von innen entspricht dem etwas Seelisches, das sich einrichtet und ausdehnt bis auf das Größenmaß der Erde

Der Mensch als Beschleuniger der Evolution   Das Auftreten des Menschen, 1923

Da sie sich im Menschen in sich selbst reflektiert, wird die Evolution sich nicht nur ihrer selbst bewußt. Gleichzeitig wird sie in gewissem Maße fähig,sich selbst zu leben und zu beschleunigen.

Der Geist in der Materie

das Herz der Materie (Motto)    im gelben Teilhard Lesebuch gTL mit Erklärung Schiwys S.13

Im Herzen der Materie
Ein Herz der Welt
Das Herz eines Gottes

Geist-Materie       aus Skizze eines personalen Universums 1936  Zusammenhang S. 17 im gTL

Es gibt auf der Welt weder Geist noch Materie, sondern  nur geistwerdende Materie. Keine andere Substanz vermöchte das menschliche Molekül zu ergeben.

Die zwei Gesichter der Materie  Der göttliche Bereich 1927, S.20 im gTL  (wenn nicht am Morgen)

Einerseits ist sie die Last, die Kette, der Schmerz, die Sünde und die Bedrohung unseres Lebens.
Die Materie machte schwerfällig, leidet, verletzt, versucht und altert.
Durch die Materie sind wir plump, gelähmt, verwundbar und schuldig,
Wer erlöst uns von diesem Körper des Todes
Aber die Materie ist gleichzeitig auch die körperliche Freude,   die Berührung, die erhöht,
die Anstrengung, die männliche Kraft verleiht und die Freude am Wachstum.
Die Materie zieht an, erneuert, vereinigt und blüht. Von der Materie werden wir genährt,
emporgehoben, mit dem Übrigen verbunden und vom Leben durchdrungen. Ihrer beraubt zu sein ist uns unerträglich

eine große Liebe zur Erde Tagebuch 1916  S.15 im gTL

In mein Streben zu Gott mischt sich eine große Liebe zur Erde und ihrem greifbaren Werden, und mir scheint, diese beiden Leidenschaften müssen sich verbinden. Die letztere muss nur gereinigt und rehabilitiert werden.

Könnte man das unter dem Terminus Materie begreifen?  Tagebuch 1916 S.17 im gTL

In unserem Leib werden die Zellen von den Gesetze des Gesamtorganismus beherrscht, d.h. von der Seele, für sie findet der Einfluss des „Geistes“ also seinen Ausdruck im Zusammenhang.
Ebenso ist das heilende und aspirierende Einwirken Gottes auf die Seele ein Zusammenschluss und ein Wiederzusammenschluss.

Hymnus an die Materie aus Lobgesang des Alls 1919 in  die geistige Macht der Materie

Saft unserer Seelen, Hand Gottes, Fleisch Christi, Materie ich segne dich.
Ich grüße dich, nicht so, wie dich die hohen Herren der Wissenschaft und die Tugendprediger verkürzt oder entstellt beschreiben. Eine Zusammenhäufung, so sagen sie, brutaler Kräfte oder niedriger Neigungen – sondern so, wie du uns heute erscheinst, in deiner Totalität und in deiner Wahrheit.

Materie und Geist aus Herz der Materie 1950,  S. 42f)

gar nicht zwei Dinge, – sondern zwei Zustände, zwei Gesichter ein und desselben kosmischen Stoffes, je nachdem man ihn betrachtet oder in der Richtung verlängert, in der (wie Bergson sagen würde) er sich bildet – oder im Gegenteil in der Richtung, in der er sich auflöst.

Pierre Teilhard de Chardin SJ

geb. 1. Mai 1881
gest. 10. April 1955

1881     Geburt als 4. von 11 Kindern einer Landadelsfamilie(Auverne)
         auf Landschloß Sacernat, ab 11.J auf Jesuitenkolleg Mongré
1899     Eintritt in das Noviziat der Jesuiten(Aix-en-Provence)
1905-08  Lehrer für Physik und Chemie an Jesuitenschule in Kairo
1908-11  Theologiestudium in Hastings (Sussex, England)
1911     Am 24.8. Priesterweihe 
1912-15  Paläontologiestudium(Paris)  u.a. Exkursionen nach Altamira
1915     Militätdienst als Krankenträger 3./2,Klasse (marok.Regiment)
1920-22  Promotionsstudium (Säugetiere des unteren franz. Eozäns)
1922     Ernannt zum Prof. für Geologie am Institut Catholique.
1923-24  1. Reise nach China (in wissenschaftlichem Auftrag)
1926/27  2. Chinareise (mit Licent SJ, Lejay)
1928     Reise nach Abessinien/ franz. Somaliland
1929     Oberaufsicht des geologischen Dienstes in Peking
         mit amerik./chin. Forschern Ausgrabung ersten Pekingmensch-Schädels
1930-33  weitere Chinareisen (Mongolei,Wüste Gobi, gelbe Kreuzfahrt)
1934     Übernahme der Leitung des Pekinger Instituts
1935     Reisen nach Indien und Java  mit de Terra
1937     Gregor-Mendel Medaille in Philadelphia
1940/46  gründet mit P. Leroy SJ Institut für Geobiologie in Peking
1946     Rückkehr nach Frankreich über Engl.(Treffen mit Julian Huxley)
1947     Herzinfarkt und gesundheitliche Erholung
1948     Rom-Reise (Verbot für Prof. und Publikation seiner Hauptwerke)
1950     Ernennung zum Mitglied der franz. Akademie der Wissenschaften
         Enzyklika ’Humanae Generis’ weitgehend gegen Teilhard gerichtet
1951     Arbeit für die Wenner-Gren Foundation in New York
1951/53  Reisen nach Südafrika zum Studium der Australopithecinen
1954     Letzter Frankreich-Besuch (Sacernat)
1955     Plötzlicher Tod am 10. 4. (Ostern) in New York
         Nachlass seiner Aufz. an Sekretärin Mortier ,Gründung Teilhard
         Fondation in Paris  (Behütung und Publikation des Lebenswerks)
1961     Hl. Offizium weist zu Entfernung von Teilhards Schriften an
1964     Übernahme Teilhardscher Gedanken in Konzilstexten
1983     Freund und Förderer Teilhards, Henri de Lubac, wird Kardinal